Warum jedes Unternehmen eine Digital Transformation Strategy (DTS) benötigt
- Andreas Hieger

- 16. Juni
- 3 Min. Lesezeit
Von der Einzelmaßnahme zur strategischen Steuerung des Wandels
Die digitale Transformation hat sich in den letzten Jahren von einem Innovationsimpuls zur unternehmerischen Notwendigkeit entwickelt. Neue Technologien, veränderte Kundenerwartungen, regulatorische Anforderungen und globale Krisen erzeugen ein Umfeld, in dem Handlungsfähigkeit und Anpassungsgeschwindigkeit erfolgskritisch sind.
Doch Digitalisierung ohne strategischen Rahmen bleibt Stückwerk. Zahlreiche Organisationen investieren in Einzellösungen – etwa in CRM-Systeme, Automatisierungen oder neue Kommunikationsplattformen – ohne deren langfristige Wirkung, Skalierbarkeit oder Anschlussfähigkeit an Geschäftsmodell und Unternehmensstrategie zu berücksichtigen.
Eine Digital Transformation Strategy (DTS) schließt diese Lücke. Sie ist kein zusätzlicher Aufwand, sondern eine zentrale Führungsaufgabe. Und sie ist für Unternehmen aller Branchen und Größenordnungen unverzichtbar.
Warum eine Digitalstrategie essenziell ist – sieben zentrale Argumente
1.
Transformation braucht Richtung
Ohne strategisches Zielbild besteht die Gefahr, Digitalisierung lediglich reaktiv zu betreiben – getrieben von Technologie-Updates, Marktdruck oder Einzellösungen. Eine DTS schafft ein gemeinsames Verständnis, wohin sich das Unternehmen entwickeln soll und wie der digitale Wandel zur Erreichung dieser Ziele beiträgt.
„Eine Vision ohne Strategie bleibt eine Illusion.“ – Lee Bolman & Terrence Deal
2.
Effizienzgewinne erfordern Systematik
Digitale Potenziale zur Effizienzsteigerung – etwa durch Automatisierung, Self-Service-Portale oder papierlose Prozesse – entfalten ihre Wirkung nur dann vollständig, wenn sie in einem übergreifenden Transformationsplan eingebettet sind. Die DTS verhindert redundante Investitionen und fördert Synergieeffekte zwischen Projekten.
3.
Kundenverhalten verändert sich radikal
Kund:innen erwarten heute konsistente, intuitive und personalisierte Interaktionen – über alle Kanäle hinweg. Eine DTS verknüpft Customer Experience Management, Data Analytics und digitale Services zu einem integrierten Wertschöpfungssystem, das neue Kundenzugänge erschließt und Loyalität stärkt.
4.
Daten werden zum strategischen Asset
Organisationen sammeln mehr Daten als je zuvor – nutzen aber oft nur einen Bruchteil davon sinnvoll. Eine DTS schafft die organisatorischen, technischen und rechtlichen Voraussetzungen, um Daten strategisch zu nutzen – für Innovation, Prozessoptimierung und bessere Entscheidungsgrundlagen.
5.
Organisation und Kultur müssen mitwachsen
Digitalisierung verändert nicht nur Technologie, sondern auch die Art, wie gearbeitet wird. Eine DTS berücksichtigt Change Management, Skill-Aufbau, Leadership-Entwicklung und kulturelle Dynamik – und damit den Menschen als zentralen Faktor der Transformation.
6.
Sicherheit, Governance und Compliance sind nicht verhandelbar
Regulatorische Anforderungen (z. B. DSGVO, NIS2, CSRD) und wachsende Bedrohungslagen durch Cyberangriffe verlangen eine strategische Herangehensweise an IT-Sicherheit, Datenschutz und Informationssicherheit. Die DTS integriert diese Aspekte von Beginn an – nicht erst bei der Implementierung.
7.
Transformation ist ein Dauerzustand – kein Projekt
Digitale Transformation endet nicht mit dem Go-Live eines Systems. Sie ist ein kontinuierlicher Veränderungsprozess, der eine strategische Steuerung, Feedbackschleifen, Monitoring und agile Anpassung erfordert. Eine DTS stellt sicher, dass dieser Prozess strukturiert, messbar und wirksam bleibt.
Fehlende Digitalstrategie: Die Kosten des Nichthandelns
Eine fehlende oder schwache Digitalstrategie führt zu zahlreichen Risiken:
Projektinseln ohne Vernetzung
Technologischer Wildwuchs
Verlorene Investitionen
Verpasste Skalierungseffekte
Unklare Verantwortlichkeiten
Überforderung von Mitarbeitenden
Reputationsrisiken durch Datenschutz- oder Sicherheitsvorfälle
Studien zeigen, dass Unternehmen mit einer klaren Digitalstrategie überdurchschnittlich erfolgreich in digitalen Märkten agieren (vgl. Kane et al., 2015; Westerman et al., 2014).
Die Rolle des CIO im strategischen Wandel
Für CIOs liegt hier eine besondere Verantwortung – und zugleich eine Chance zur Positionierung auf Augenhöhe mit der Geschäftsführung:
Vom IT-Manager zum Transformationsarchitekten
Vom Kostenverantwortlichen zum Wertschöpfungspartner
Vom Technologieumsetzer zum strategischen Sparringspartner
Eine fundierte DTS ist dabei das zentrale Steuerungsinstrument, mit dem CIOs interne und externe Stakeholder gleichermaßen überzeugen und führen können.
Fazit: Die DTS als strategische Notwendigkeit
Die Frage lautet nicht mehr, ob Unternehmen digital transformieren – sondern wie strategisch sie diesen Prozess gestalten. Eine Digital Transformation Strategy ist kein „nice to have“, sondern ein essentielles Führungsinstrument, das Klarheit schafft, Prioritäten setzt und Zukunft ermöglicht.
Wer digital nur operativ handelt, verliert. Wer strategisch transformiert, gewinnt an Relevanz, Resilienz und Wirkung.
Literaturverweise
Westerman, G., Bonnet, D., & McAfee, A. (2014). Leading Digital: Turning Technology into Business Transformation. Harvard Business Review Press.
Kane, G. C., Palmer, D., Nguyen Phillips, A., Kiron, D., & Buckley, N. (2015). Strategy, Not Technology, Drives Digital Transformation. MIT Sloan Management Review.
Hess, T., Matt, C., Benlian, A., & Wiesböck, F. (2016). Options for formulating a digital transformation strategy. MIS Quarterly Executive, 15(2), 123–139.
Weill, P., & Woerner, S. L. (2018). What’s Your Digital Business Model? Harvard Business Review Press.
Capgemini Research Institute (2021). The Digital Strategy Gap: Executive Perspectives on Digital Transformation.

Kommentare